Nomoregreed

Ein paar Gedanken

von Petra Reisch

Was wäre, wenn man auf einen Schlag die meisten sozialen und ökologischen Probleme unserer Welt lösen könnte?

So ein Quatsch, werden jetzt die meisten sicher sagen, das gibt es doch höchstens im Film!

 

Ich habe in den letzten Jahren eine Menge gelesen, geschaut, mit anderen diskutiert und im stillen nachgedacht über Dinge, die mich bewegen:
unsere technische Entwicklung, die wachsende soziale Ungerechtigkeit, Kriege, religiösen Fanatismus, Umweltverschmutzung, Klimawandel und den zunehmenden Egoismus in unserer Gesellschaft.

Dabei musste ich immer wieder frustriert feststellen, dass es unendlich viele Probleme auf dieser Welt gibt, denen man als normaler Mensch ziemlich machtlos gegenübersteht. Bei den verantwortlichen Politikern und Führungskräften weltweit wird viel geredet und wenig getan. Und werden nun doch unter dem Druck der Bürger Lösungen erarbeitet, so erscheinen sie  wie ein wahlloses herumdoktern an Symptomen, nicht an den Ursachen.

Doch je mehr ich mich mit all diesen Themen befasst habe, desto öfter hatte ich das Gefühl, einen roten Faden zu erkennen. Mir wurde klar, dass es einen gemeinsamen Nenner gibt, der sich zwischen allen Problemen versteckt:

Es ist das beständige Streben nach mehr.

 

Als Basis unserer Wirtschaftssysteme durchdringt das Streben nach Mehr mittlerweile alle unsere Lebensbereiche. War es vor ein paar Jahrzehnten noch gehemmt durch fehlende Technik und die Erinnerung an zwei Weltkriege, so wurde es im Zuge der Globalisierung und Digitalisierung zum größten Antriebsmotor überhaupt.

Denn das Internet bringt zwar mehr Bildung in alle Winkel der Welt aber damit auch eine viel größere Möglichkeit des Vergleichs. Und mit dem Vergleich kommen Neid und Unzufriedenheit und das Streben nach Mehr. Nun will auch der Bauer aus Afrika so leben wie wir Europäer. Sein einst zufriedenes Leben im Einklang mit der Natur reicht ihm nicht mehr. Wer will ihm das wohl verübeln?
Schielen wir selbst nicht auch im Fernsehen und Internet nach den Schönen und Reichen, die ein Leben in Glanz und Überfluss leben?

Und so wollen alle immer mehr haben – selbst Menschen, die ohnehin schon unvorstellbar reich sind. Unternehmen reicht es nicht mehr, wenn sie jedes Jahr eine Milliarde Euro Gewinn machen. Nein, im nächsten Jahr müssen es 1,1 und im übernächsten 1,2 Mrd. sein. Wenn nicht, schreien die Aktionäre und es werden Mitarbeiter entlassen, um die nächste Gewinnmaximierung zu erreichen. Nur noch ein Wirtschaftswachstum von 0,5 %? Katastrophenstimmung bricht aus. Selbst die ärztliche Grundversorgung der Bevölkerung ist nur noch gewinnmaximierend ausgerichtet und kann ihre eigentliche Aufgabe deshalb gar nicht mehr erfüllen.

Ein derart auf Wachstum ausgelegtes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem kann nur so lange funktionieren, wie auch genug Ressourcen für echtes Wachstum vorhanden sind.
Doch das ist schon lange nicht mehr der Fall und so muss der Motor des Wirtschaftssystems irgendwie anders am Laufen gehalten werden – z. B. durch Umverteilung, meistens von unten nach oben, was zu immer größeren sozialen Spannungen führt. Und in Gesellschaften, in der es für jeden einzelnen nur noch darum geht, monetär zu wachsen, breiten sich auch Egoismus und Verrohung zwangsläufig immer weiter aus. Alles zusammen Nährböden für Populismus, religiösen Fanatismus und Kriege.

Ich bin mittlerweile überzeugt davon, dass – so lange das Streben nach Mehr den wichtigsten Stellenwert in unserer Gesellschaft einnimmt – wir es auch nicht schaffen werden, rechtzeitig und effektiv genug Maßnahmen zum Schutz unserer Umwelt zu ergreifen, bevor es zu spät ist. Denn das vorhandene System wird dies verzögern und verhindern, da es sich selbst schützen will.

Wer also Kriege, Umweltverschmutzung und Artensterben wirklich bekämpfen will, der sollte zuallererst die Ursache für all das beseitigen.

„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“

Gandhi

#keinemachtdergier

#nopowertogreed